Pressestimmen zu Passion
Virtuose Flammen aus poetischen KlangbildernUnd wieder ist eine neue Jazzgröße herangewachsen, denn die Szene blüht und gedeiht unentwegt. Der Stuttgarter Pianist Patrick Bebelaar, Jazzpreisträger 2000 des Landes Baden – Württemberg stellte seine verblüffende Kunst bei der IG Jazz in der Mannheimer Klapsmühl´ am Rathaus vor. Für sein Trio hat er nicht irgendwelche Begleiter hinzugeholt, nein, die Besten sind gerade gut genug: der Trompeter Herbert Joos und der Bassist Günter Lenz. Die beiden Großen hatten ihren Spaß daran, einen Abend lang sich ausschließlich in die Kompositionen Bebelaars zu vertiefen. Atmosphärisch geöffnete Klangbilder von großer Poesie sind die kompositorischen Entwürfe des Pianisten. Eine Poesie, die gleichfalls nicht ausschließt, dass virtuose und dissonante Flammen herausschlagen.
Die Weite seiner Klangwelt machte Bebelaar deutlich in seiner Solo-Nummer „Will We Meet Again“. Modale Ausflüge über eine ostinate Grundlage, solche Modelle sind immer wieder eine gute Ausgangsbasis. Aus profunder Ruhe heraus startet der Pianist seine harmoniegesättigten Klanglandschaften, lässt sie Weite und bald auch Intensität gewinnen. Und was für eine! Kraftvoll eingemeißelte, rasant donnernde Oktavparallelen kommen in große Fahrt, greifen aus zu wuchtigen Katarakten. Bebelaar ist ein starker Improvisator, dessen klassische Schulung ein unüberhörbares Rückgrad bildet. Zu frenetischen Attacken verdichtet er sein Spiel, zu komplex geschachtelten Rhythmen und scharf zugespitzten Harmonien. Das spätromantisch wuchernde Virtuosenvokabular eines Skriabin und Rachmaninow ist in Bebelaars Kunst auf dem Gipfel des entfesselten Rausches noch weitergeführt, verschärft. Dazu passt es auch, wenn er gerne die klanglichen Extreme aufsucht, dunkle schwere Bässe dröhnen und die hohen Diskanttöne krisstalin klirren lässt.
Elementare Kräfte schlummern in der Musik des Stuttgarters, das gilt für das Ruhevolle ebenso wie für das Kraftgeladene.
„Morning Light“ hieß eine weitere Komposition, die den atmosphärischen Gehalt im Titel wie im Klanggebaren trug. Die besondere Qualität des Lichtes am frühen Morgen wurde farbintensiv erkundet, vom gedeckt dämmernden bis zum hell Aufstrahlendem. Schönste Stimmungen entwarf dabei Herbert Joos, der seinem Flügelhorn viel Hall beigab, kraftvoll voluminöse Töne formte, diese auch furios aufbäumte und in reichgezackten Figuren schillern ließ. Und nach den wildesten Eruptionen schwenkte die Musik immer wieder ein in romantische Gefilde. In einem Tango etwa, stolz und schön und kaftvoll, ebenso auch wie Günter Lenz´ erdigem Kontrabass-Solo, geformt. Das Tango-Solo der gestopften trometeaber war keine Nostalgie, sondern frische Leidenschaft pur.
Eine groß angelegte Komposition Bebelaars füllte den zweiten Set, und seine Vorliebe für spanische Modi schlug ornamentreiche Blüten, immer im schönen Wechsel mit lakonisch und knorrig dazwischenfahrendem Blues. Die spanischen Harmonien allerdings waren längst nicht so glatt poliert wie bei Chick Corea, sondern tönten mit ausgesprochenem Gefallen an schabenden Nebentönen und mit dem Mut, das Gefällige zum wilden Exzess zu intensivieren. Darin waren sich drei Meister einig.
(Rainer Köhl, die Rheinpfalz, 26.4.01)
Farbenfrohe Stücke in hoher Spielkultur
Im Jazz ist nichts unmöglich, vor allem keine Instrumentalkonstalation. Mit Klavier, Trompete und Baß wartete jetzt der 30-jährige Trierer Pianist Patrick Bebelaar im Jazzclub auf.
Der Träger des Jazzpreises Baden - Württemberg des vergangenen Jahres verläßt, auch musikalisch, gerne ausgetretene Pfade. Formaler und freier Jazz liegen bei ihm nah beieinander. Als Triopartner konnte er zwei der hervorragendsten deutschen Jazzmusiker gewinnen.
Der Karlsruher Trompeter mit Weltruf, Herbert Joos, ist doppelt so alt wie Bebelaar. Musikalisch klingen beide gleich frisch.Und die Soli des Virtuosen gehen noch immer, vor allem auf dem Flügelhorn, unter die Haut. Der 62-jährige Günter Lenz orientierte sich schon immer am Puls der Zeit,, was man bei seinen zahlreichen eigenen Formationen nachhören kann. Youngster Bebelaar behauptete sich gegenüber den beiden alten Hasen des deutschen Jazz mit seiner ebenfalls ausdrucksstarken und ausgereiften Spielweise.Hörbar wurde die Tatsache, daß das Trio schon seit zwei Jahren miteinander musiziert. Das Programm des gutbesuchten Konzertes bestand aus Stücken der gerade vorgelegten CD "Passion" und wies all drei als Komponisten aus.
Farbenfrohe Stücke, die immer wieder formal Überraschungen zu bieten hatten. Die hohe Spielkultur, dynamische Kniffe und ein reifer Sinn für Ästhetik machten aus den Stücken dicht verwobene Lyrik. Zwei Zugaben, väterliches Umarmen und Schulterklopfen seitens der "Alten" - sympathisch.
(Peter Bastian BNN, 17.2.01)
Erst zuhören, dann genießen
Herbert Joos und Günter Lenz sind lange im Geschäft und in der Szene dafür bekannt, dass sie ausgetretene Pfade des Modern-Jazz gerne mal verlassen. Der jüngste im Trio hingegen hat noch nicht allzu tiefe Spuren hinterlassen und weckt die Neugier der Zuhörer. Patrick Bebelaar, Pianist und Baden-Württembergs Jazz-Preiträger des Jahres 2000, tritt als ausgeglichener Typ auf, dem man Braves zutraut.
Dass Bebelaar ein schlichtes Klavier bis an die technischen Grenzen bespielt und manchmal sogar diese noch weiter zu verschieben sucht, merkt man erst bei seinen Solostücken, mit denen er gelegentlich in sein Trioprogramm auflockert. Während Bassist Lenz und Trompeter Joos verschmitzte Blicke austauschen, wühlt Bebelaar in der Tastatur seines Instruments und erzeugt faszinierende Klänge, die die Grenze zum Krach verwischen lassen. Doch auch der Krach ist Teil seines Repertoires und wird als Stilmittel kalkuliert eingesetzt. Genau wie das lieblich-süßliche Zupfen einzelner Klaviersaiten, das an eine japanische Koto-Harfe erinnert und zur Untermalung Joosscher Flügelhornlinien dient.
Wie ein Fels in der Brandung wirkt da Lenz. Der schlacksige Lockenkopf aus Hessen ist der Anker der Formation, wenn die beiden anderen zu ihren Kollektivimprovisationen in unbekannte Gewässer aufbrechen. So spannend und unorthodox die Musik des Trios auch ist, die Zuhörer brauchen offenbar irgendeinen Anhaltspunkt, um so richtig mitzugehen. Die meist mit einer Ostinatolinie in der linken Hand unterlegte Melodie der Rechten und die ständig schwankenden Tempi machen es dem Publikum im halb besetzten Klapsmühl'-Theater nicht gerade leicht Bebelaars Musik mitzufühlen. So erscheint sein Applaus dann auch eher aus Bewunderung als aus Begeisterung erzeugt.
Erst bei einem fast untypisch klingenden aber umso vehementer intonierten Tango kurz vor der Pause, bricht das Klatschen und Rufen der Zuhörer spontan und euphorisch heraus. Weder als leichte Kost noch als Modernjazz, wie in der Ankündigung ausgedruckt, kommt die Musik von Patrick Bebelaar daher. Sie gleicht eher einem abstrakten Bild, dessen Bedeutung und Charme sich dem Betrachter nicht beim ersten Ansehen offenbart. Doch wenn man sich in Bebelaars Klangbilder eingehört hat, schwankt der Eindruck von Faszination bis hin zum richtigen Genuss.
JAZZ: Preisträger Patrick Bebelaar als Jüngster im Trio
(Andreas Ahlemann, Mannheimer Morgen – 27.04.2001)
(CD: siehe PASSION)
Anspruchsvoll Und Unverkrampft
Patrick Bebelaar hat sich den Tübingern nicht gerade aufgedrängt. Seit ziemlich genau einem Jahr lebt der Jazzpreisträger in der Unistadt, doch aufgetreten ist er in seiner neuen Wahlheimat noch nicht. Erst jetzt gab es die erste Gelegenheit, den 30-jährigen Pianisten live zu erleben. Mit Herbert Joos, sowie Günter Lenz hat er am Montag hochkarätige Verstärkung ins Brio gebracht.
Der gebürtige Trierer huldigt nicht dem Bebop-Schema, sondern schöpft erkennbar aus europäischen Traditionen und seinem klassischen Background – was keineswegs bedeutet, daß alles bis in Detail festgelegt ist. Bebelaar zieht grundsätzlich eine aleatotrische Kompositionweise vor und läßt seinen Mitstreitern viel Spielraum. Da wechseln freie und notierte Passagen, gibt´s reichlich überraschende Wendungen und unerwartete Einsprengsel.
Das Trio, das eben noch verträumt-beseelte Stimmungen heraufbeschwört, wechselt in die freie Improvisation, nähert sich danach auf distanziert-gebrochene Weise der europäischen Salonmusik, swingt und groovt im nächsten Augenblick und erweist wenig später dem Tango seine Reverenz. Erst erklingt „Duscha Moja“, „dann hat der Günter ein Stück erfunden“, wie Bebelaar lächelnd feststellt, drauf folgt „Valse“ und der Sonny-Rollins-Klassiker „St. Thomas“. Zum ersten Sets spielt Bebelaar seinen Tango.
Selbst wer ganz auf swingenden Jazz amerikanischer Prägung eingestellt ist, kann sich der Faszination kaum entziehen. Bebelaar, Joos und Lenz bieten hoch komplexe Musik völlig unverkrampft, nehmen die Sache ernst und haben dennoch ihren Spaß. Da kann´s auch mal passieren, daß Joos mit hupenden Trometentönen dazwischenfährt und Bebelaar vor lauter Lachen ein paar Takte aussetzen muß. Wer miterlebt, wie die drei im Brio miteinander harmonieren, mag es gar nicht glauben, daß sie in den vergangenen zwei Jahren nur ein paar Mal gemeinsam auf der Bühne standen.
Wie die meisten Stücke des Abends, stammt auch „Orplid“, dass den gesamten zweiten Teil des Konzerts ausfüllt, von Bebelaars jüngster CD mit dem Titel „Passion“ und macht deutlich daß der Wahl – Tübinger den Jazzpreis des Landes nicht etwas zufällig erhalten hat. Bebelaar stellt höchste Ansprüche an sich und seine Mitstreiter und entwirft an Anlehnung an Mörikes Novelle „Orplid“ einen musikalischen Mikrokosmos. Lenz, Joos und Bebelaar meistern die anspruchsvolle Aufgabe souverän, die Reaktion des Publikums zeigt, daß „Neue Musik“ durchaus nicht zwangsläufig als schwierig und anstrengend empfunden werden muß.
Reutlinger Zeitung, 6.11.01, Joachim Kreibich
News:
Notizen von Unterwegs
Aktuell: 20.10.2012
Bebelaar | Favre | Lenz | Kroll
Reflection in your Eyes
Bebelaar | Klink | Godard | Murgia | Rizzo - Stupor Mundi
Klink / Bebelaar info
www.wielandshoehe.de
Konzerte:
27.7.2015 Bebelaar / Klink, Vaihingen an der Enz
21.8.2015 Bebelaar / Godard, Jazzfestival St. Pölten (AUS)
3.9.2015 Bebelaar / Christoph Beck, Merlingen Beatus (CH)
4.9.2015 Bebelaar / Joos / Lenz, Darmstadt 18.9.2015 Bebelaar / Joos / Lenz, Passau BR-Mitschnitt
21.9.2015 Bebelaar SOLO, Meran
22.9.2015 Bebelaar SOLO, Meran
24.9.2015
25.9.15 Baby Sommer / Godard / Bebelaar, Jazzschmiede Düsseldorf
26.9.15 Baby Sommer / Godard / Bebelaar, Tufa Trier
27.9.15 Bebelaar / Joos Lenz, Badisches Landestheater Karlsruhe
2.10.15 Bebelaar / Lenz/ Kroll, Fulda
3.10.15 Bebelaar / Kroll feat. Baby Sommer Theaterhaus Stuttgart
4.10.15 Bebelaar / Joos / Lenz, Frankfurt, Brotfabrik
6.10.15 Bebelaar / Joos Lenz, Theater Spitalhof, Leonberg
16.10.15 Bebelaar / Joos / Lenz, Hessische Landesvertretung, Berlin
19.10.15 Bebelaar / Joos / Lenz, Bruckner Haus, Linz (AUS)
23.10.15 Bebelaar / Joos / Lenz, Jazzweekend Fellbach, großes Haus, Orfeo-Keller
25.10.15 Bebelaar / Klink / Budziat, Möglingen Bürgerhaus, 17:00h
26.10.15 Bebelaar / Klink, Bietigheim
3.11.15 Bebelaar / Joos Lenz, Enjoy Jazz, Mannheim
8.11.15 Bebelaar / Klink / Lenz, Neuburg Birdland – BR-Mitschnitt
9.11.15 Bebelaar / Klink, Nationaltheater Mannheim
13.11.2015 Bebelaar SOLO, Kulturtreff Untertürkheim
29.11.2015 Bebelaar / Klink, Balingen Stadthalle
13.12.2015 Bebelaar / Klink, Pforzheim, Österfeld
24.1.2016 Bebelaar / Klink, Darmstadt Centralstation
14.2.2016 Bebelaar / Klink, Ludwigsburg
1.3.2016 SOLO, Beatus; Merlingen (CH)
13.3.2016 Bebelaar / Klink, Waagenhallen Stuttgart